Innovation

Innovation als Treiber für mehr Nachhaltigkeit im Einklang mit den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen (United Nations Sustainable Development Goals, ) ist für Covestro ein Kernelement der Strategie und Teil der eigenen Identität. Unser Innovationsverständnis ist dabei weit gefasst: Wir bauen nicht nur auf die klassische Forschung und Entwicklung, sondern darüber hinaus auch auf das hohe Kreativitätspotenzial im gesamten Unternehmen. Wir ermutigen jeden Mitarbeiter, die Innovation bei Covestro voranzutreiben.

Auf allen Ebenen arbeiten wir in stetiger, enger Abstimmung und Koordination mit dem Vorstand für Innovation, Vertrieb und Marketing stets daran, neue Produkte zu entwickeln, bereits etablierte Produkte zu verbessern und außerdem Herstellungs- und Verarbeitungsverfahren zu optimieren, um so unsere Position im globalen Wettbewerb zu halten und zu stärken. Auch Anwendungsbereiche sowie Geschäftsmodelle und -prozesse werden fortlaufend hinterfragt. Hierbei stützen wir uns auf jahrzehntelange Erfahrung und nachweisbare Ergebnisse.

Innovationsmanagement

Über unser unternehmensübergreifendes, systematisches Innovationsmanagement stellen wir sicher, dass unsere laufenden und geplanten Aktivitäten wie auch die Projektpipeline stets den Bedürfnissen unserer Kunden, Abnehmerindustrien und Endverbrauchermärkte entsprechen. Covestro nutzt hierfür vielfältige Werkzeuge: So bewerten wir jedes Forschungs- und Entwicklungsprojekt nach einem standardisierten Verfahren und bringen die gewonnenen Erkenntnisse in die laufenden und künftigen Projekte mit ein. Zur Diskussion und Bearbeitung von neuen, kreativen Ideen aus allen Teilen des Unternehmens steht die globale, digitale Plattform „idea.lounge“ zur Verfügung. Unabhängig davon haben wir im Jahr 2019 unseren Mitarbeitern in Deutschland eine weitere digitale Plattform namens „Covestro Ideenmanagement“ zur Verfügung gestellt. Über das betriebliche Vorschlagswesen werden alle Verbesserungsvorschläge verwaltet.

In Innovationsveranstaltungen („Innovation Celebration“) zeichnen wir weltweit Projekte von Mitarbeitern aus, die unser breites Innovationsverständnis widerspiegeln. Prämiert werden innovative Ideen aus den Bereichen „Produkte und Anwendungen“, „Produktion und Produktionsprozesse“, „Geschäftsmodelle und Kommerzialisierung“, „Interne Geschäftsprozesse“ sowie „Patente und geistiges Eigentum“.

Nachhaltiges F&E-Portfolio

Covestro bringt bereits zahlreiche nachhaltige Lösungen an den Markt. Covestro hat den Anspruch, künftig noch stärker an den SDGs ausgerichtete Produkte zu entwickeln und zu vermarkten. Um dies zu erreichen, stellen wir unser Produktportfolio kontinuierlich auf nachhaltigere Lösungen um, indem wir z. B. bereits in der Forschung und Entwicklung (F&E) bewusst nach einem deutlich nachhaltigeren F&E-Projektportfolio streben. Diese Ausrichtung in der Forschung und Entwicklung ermöglicht es uns, frühzeitig auch unkonventionelle und neuartige Ansätze zu identifizieren sowie zu untersuchen und somit durch unsere F&E-Produkte und -Technologien zur Erreichung der SDGs beizutragen.

Unser Ziel im Bereich Innovation

Unser Ziel im Bereich Innovation (Grafik)

Unser Forschungs- und Entwicklungs-Projektportfolio soll im Einklang mit den SDGs stehen. Bis zum Jahr 2025 sollen 80 % der Projektkosten für Forschung und Entwicklung in Bereichen eingesetzt werden, die zum Erreichen dieser Ziele beitragen.

Stand

2020: 51 % der Projektkosten

Entsprechend unserer Ambition setzen wir hohe Maßstäbe an die Bewertungsschwelle, und so haben wir beschlossen, nur solche Projekte für die Bemessung unseres Ziels in Betracht zu ziehen, die einen zusätzlichen Beitrag zur Erreichung der SDGs leisten. Dazu haben wir im Berichtsjahr einen unternehmensweiten Bewertungsprozess innerhalb des bestehenden Innovationsprozesses implementiert, bei dem der Fortschritt der Projekte überprüft wird. Jedes F&E-Projekt wird einer auf Experteninterviews basierenden Bewertung unterzogen. Hierbei werden in aktuell 22 Fragen die Auswirkungen des Projektergebnisses auf alle 17 anhand von Regeln semi-quantitativ oder qualitativ bewertet. Es werden nur Lösungen berücksichtigt, die eine definierte Schwelle hinsichtlich des Beitragsgrads im Vergleich zu derzeit bestehenden Lösungen im Markt überschreiten. Diese Bewertung sowie der Prozess mit allen Folgeschritten sollen bis zum Jahr 2021 für bestehende und neue F&E-Projekte auf die komplette F&E-Projektpipeline angewendet werden. Im Berichtsjahr haben wir Projekte entsprechend dem implementierten Prozess bewertet, die bereits 96 % der im Jahr 2020 angefallenen F&E-Projektkosten abdecken. Innerhalb dieser 96 % überschreiten 51 % der F&E-Projektkosten unseren definierten Schwellenwert.

Im Geschäftsjahr 2020 betrugen unsere F&E-Aufwendungen 262 Mio. € (Vorjahr: 266 Mio. €). Im Wesentlichen wurden die Mittel für die Erschließung neuer Anwendungslösungen für unsere Produkte sowie die Weiterentwicklung von Produkten und Prozesstechnologien verwendet. Zum 31. Dezember 2020 waren weltweit 1.205 Mitarbeiter* (Vorjahr: 1.217) in der Forschung und Entwicklung tätig. Die meisten von ihnen arbeiten an den drei großen F&E-Standorten in Leverkusen, Pittsburgh, Pennsylvania (USA), und Shanghai (China).

Darüber hinaus haben wir das Bewusstsein für die SDGs und deren Potenzial für Covestro im Berichtsjahr mit Informationsveranstaltungen sowie einer unternehmensweiten Kampagne bei den Mitarbeitern geschärft. Dies soll dazu dienen, die F&E-Projektpipeline weiter mit nachhaltigen Lösungen zu füllen.

* Die Anzahl der Mitarbeiter (Festanstellungen und befristete Arbeitsverhältnisse) bezieht sich auf Vollzeitbeschäftigte (Full Time Equivalents, FTE). Teilzeitbeschäftigte werden dabei gemäß ihrer vertraglichen Arbeitszeit proportional berücksichtigt.

Einsatz digitaler Technologien

Covestro treibt die Digitalisierung und die damit verbundenen neuen Möglichkeiten für die gesamte Chemie- und Kunststoff-Wertschöpfungskette entschieden weiter voran. Der Ausbruch der globalen Coronavirus-Pandemie und die damit verbundenen Sicherheitsmaßnahmen in Produktion und Verwaltung haben im Berichtsjahr die bereits laufende Umsetzung und Nutzung digitaler Werkzeuge im gesamten Unternehmen stark beschleunigt. Hierzu zählt auch die schnelle unternehmensweite Verbreitung der „Digital Workplace Initiative“ mit neuen, digitalen Arbeits- und Kommunikationsplattformen.

Mit einem umfassenden strategischen Programm nutzt Covestro die Chancen der Digitalisierung, insbesondere die intelligente Verwendung von Daten, und setzt neue Standards in der Zusammenarbeit mit Kunden. Wir verankern zunehmend digitale Technologien und Arbeitsweisen in der Produktion, entlang der Lieferkette, in der Forschung und Entwicklung, in den administrativen Unternehmensfunktionen, an allen Berührungspunkten mit Kunden sowie in der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle. Um unser strategisches Programm unmittelbar und zielgerichtet umzusetzen, haben wir ein hochrangiges Entscheidungsgremium unter Leitung des Vorstandsvorsitzenden zur Steuerung des Covestro-weiten Projektportfolios im Bereich Digitalisierung geschaffen. Ein wesentliches Entscheidungskriterium ist dabei der konkrete Nutzen für unsere Kunden. So haben wir bspw. im Berichtsjahr ein Expertenteam für digitale Lösungen (Digital Solutions Lab) am Standort Leverkusen etabliert, das fachliche Unterstützung bei der Entwicklung und Umsetzung digitaler Produkte und Geschäftsmodelle bereitstellt. Im Bereich Produktion und Technik betreibt Covestro unter dem Namen „OSI2020“ ein Programm zur Digitalisierung technischer, betrieblicher und instandhaltungsbezogener Aktivitäten.

Covestro begreift die Digitalisierung als umfassende Weiterentwicklung mit verschiedenen Schwerpunkten und Geschwindigkeiten. In der Produktion arbeiten wir schon seit vielen Jahren mit Datenanalysen und investieren stetig in Mitarbeiter und Infrastruktur, um die Digitalisierung konsequent voranzutreiben – und so die Effizienz von Arbeits- und Produktionsprozessen mithilfe moderner Datenverarbeitung und der intelligenten Verknüpfung von Systemen zu erhöhen.

Covestro intensiviert im Zuge dessen auch die weitere Digitalisierung der Forschung und Entwicklung. Zentrale Initiativen sind hier insbesondere der weitere Ausbau eines Hochleistungsrechner-Clusters am Standort Leverkusen und ein Kooperationsvertrag mit dem Unternehmen Google Ireland Ltd., Dublin (Irland), zur Erforschung der neuartigen Technologie „Quantum Computing“, um diese für die Entwicklung innovativer Prozesse und Produkte nutzbar zu machen. Darüber hinaus haben wir im Berichtsjahr den Aufbau einer unternehmensweiten Plattform für die Arbeit unserer Datenwissenschaftler in allen Unternehmensfunktionen weiter vorangetrieben. Als Basis hierfür haben wir im Geschäftsjahr 2020 eine neue unternehmensweite Bereitstellungsform für Daten, Rechenleistung sowie vorkonfektionierte Dienste in der Cloud initiiert.

Strategische Partnerschaften und Kooperationen

Um innovativ zu sein, arbeitet Covestro weltweit nicht nur mit seinen Kunden, sondern auch mit akademischen und industriellen Partnern eng zusammen – nach dem Open-Innovation-Ansatz, der für Covestro von großer strategischer Bedeutung ist. Bilaterale Kooperationen sowie die Zusammenarbeit in großen, öffentlich geförderten Konsortien prägen die Partnerschaften mit Forschungseinrichtungen und Universitäten sowie Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette.

Covestro pflegt langjährige und strategische Partnerschaften mit verschiedenen Universitäten. Dabei kooperieren wir mit anerkannten Partnern weltweit, z. B. mit der RWTH Aachen University, der Tongji-Universität in Shanghai (China) und der Carnegie Mellon University in Pittsburgh, Pennsylvania (USA).

Überblick über die drei wichtigsten Kooperationen mit Universitäten

Überblick über die drei wichtigsten Kooperationen mit Universitäten (Grafik)

Unter dem im Berichtsjahr neu entwickelten arbeiten wir mit Start-up-Unternehmen zusammen und agieren als Start-up-Investor. Dabei verknüpfen wir den Bedarf von Start-ups in Bereichen wie Finanzierung, Kundennetzwerk und Marktzugang mit unserem strategischen Ziel, eine langfristig nachhaltige Entwicklung sicherzustellen. Im Geschäftsjahr 2020 investierte Covestro in das französische Start-up Crime Science Technology (C. S. T). Mit dieser Beteiligung stärkt Covestro sein Geschäft mit Spezialfolien für Ausweisdokumente und sichert sich Zugang zur „Optical Variable Material“(O. V. M.)-Technologie für Polycarbonate und Polyurethane.

Start-up-Engagement nach dem COVeC-Ansatz

Start-up-Engagement nach dem COVeC-Ansatz (Grafik)

Neben der Zusammenarbeit mit Start-up-Unternehmen setzt Covestro auch auf Kooperationen mit etablierten Partnern. Ein Beispiel für die Zusammenarbeit in Verbundprojekten ist das Kopernikus-Projekt „Power-to-X“ (P2X), das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird. Für ein klimaneutrales Deutschland im Jahr 2050 benötigen die Bereiche Verkehr, Industrie und Wärmeerzeugung emissionsarme Lösungen. P2X untersucht einen der vielversprechendsten Ansätze: Technologien, die erneuerbaren Strom in andere Energieformen oder Materialien umwandeln, z. B. in Kraftstoffe, Wärme und Gase oder in chemische Rohstoffe und Kunststoffe. Covestro untersucht hier mit Partnern, wie Wasserstoff und CO2 in Polymer-Bausteine umgewandelt werden können, die in der Chemieindustrie dringend benötigt werden.

Um den Ausbau der CO2-Technologieplattform weiter voranzutreiben, engagieren wir uns u. a. seit dem Jahr 2017 in dem von der Europäischen Union geförderten Forschungsprojekt „Carbon4PUR“. Gemeinsam mit 13 weiteren Partnern aus Industrie und Wissenschaft wird die Nutzung industrieller Abgase wie Kohlenmonoxid als neue Rohstoffquelle zur Produktion von Dämmstoffen und Lacken untersucht.

Zur Schließung der Kohlenstoffkreisläufe bieten elektrochemische Prozesse zudem einen guten Ansatzpunkt für zukunftsweisende, zirkuläre Lösungen für eine energieeffiziente Herstellung von Basischemikalien. Hierzu hat Covestro gemeinsam mit der RWTH Aachen University und dem Forschungszentrum Jülich das Kompetenzzentrum Industrielle Elektrochemie ELECTRA am Standort Aachen implementiert.

Als zentrale Unternehmensfunktion bei Covestro trägt das Allianzen-Management konzernübergreifend dazu bei, Kooperationen und Netzwerke zu planen und umzusetzen sowie die Themen Innovation und Nachhaltigkeit in der Landes-, Bundes- und Europapolitik zu positionieren.

Innovation in den Berichtssegmenten

Polyurethanes

Im Segment Polyurethanes (PUR) arbeiten wir laufend daran, die Produkte der Polyurethan-Industrie mit neuartigen Materialien und verbesserten Prozessen über den gesamten Lebenszyklus hinweg weiterzuentwickeln, insbesondere die Kernanwendungen aus Hartschaum, Weichschaum und Verbundwerkstoffen. Unsere Kunden in der Dämmstoff-, Kühlgeräte-, Möbel- und Automobilindustrie sowie vielen weiteren Industrien können für ihre Anwendungsentwicklungen auf moderne Technologien und hochmotivierte Experten in unserem globalen Netzwerk zurückgreifen. Die große Anzahl neuer Patentanmeldungen für unsere innovativen Technologien verdeutlicht die führende Rolle von Covestro in der Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen der Polyurethan-Industrie.

Um nachhaltige, zirkuläre Ansätze für Anwendungen mit Weichschaum weiterentwickeln zu können, arbeiten wir gemeinsam mit Partnern aus Industrie und Wissenschaft daran, die Wiederverwertung von Polyurethan-Weichschaum stetig zu verbessern. Damit gehen wir einen bedeutenden Schritt, um Polyurethan-Anwendungen als potenzielle Rohstoffquellen unserer zukünftigen Produktion zu nutzen. Wie das in der Praxis umgesetzt wird, zeigt u. a. unsere Mitarbeit am europaweiten Forschungsprojekt „PUReSmart“, an dem neun Unternehmen und akademische Einrichtungen aus sechs Ländern beteiligt sind.

Darüber hinaus forscht Covestro im Segment PUR konsequent daran, wie sich CO2 und nachwachsende Kohlenstoffverbindungen aus Kohlenhydraten als Rohstoffalternative zu Erdöl intelligent nutzen lassen. Covestro hat ein neuartiges Polyol als Komponente für Polyurethan-Weichschaum entwickelt, das mit einem Anteil von bis zu 20 % CO2 im industriellen Maßstab hergestellt wird. Für das Produkt, das unter dem Markennamen cardyon® vertrieben wird, gibt es bereits auf dem Markt eingeführte Anwendungen, z. B. bei Matratzen und Materialien für Sportbodenbeläge sowie den Autoinnenraum.

Ein weiterer neuer Schwerpunkt im Segment PUR liegt auf der neuartigen Forschung im Bereich der Chemolyse. In Kombination mit dem Einsatz des Hochleistungsrechner-Clusters wollen wir mithilfe der Chemolyse Rohstoffe für unsere Produktion aus Polyurethan-Anwendungen wiedergewinnen.

Im Geschäftsjahr 2020 haben wir ebenfalls die Weiterentwicklung flammwidriger Dämmstoffe für die Bauindustrie sowie eine weiter optimierte Dämmung für die Kühlgeräteindustrie vorangetrieben. Durch die stetig verbesserte Isolierleistung von Kühlschränken und -containern, kombiniert mit einer höheren Produktivität, tragen unsere Materialien zur nachhaltigen Optimierung der Kühlkette in der globalen Nahrungsmittelversorgung bei.

Außerdem konnten wir im abgelaufenen Geschäftsjahr mithilfe neuer digitaler Technologien die Produktivität von Hartschaumentwicklungen für die Haushaltsgeräte- und Bauindustrie steigern. Dies sind erste Erfolge, bei denen wir digitale Werkzeuge eingesetzt haben, um neue Covestro-Produkte zu entwickeln sowie um ihre Verarbeitung in industriellen Großprodukten auf bestehenden Anlagen umzusetzen.

Ein Beispiel für die Anwendung moderner Verbundelemente in der Automobilindustrie sind unsere Verbesserungen zur Füllung von Kavitäten (Hohlräumen), die zur Geräuschreduzierung im Fahrgastraum beitragen.

Die Entwicklung von neuartigen Polyurethan-Produkten für die Infusionstechnologie ist ein weiteres Beispiel für unsere innovative Leistung im Jahr 2020. So hat Covestro erstmals Polyurethan-Rohstoffe für den Bau von Windkraftanlagen geliefert. Das von Covestro entwickelte und produzierte Polyurethanharz wurde bei der Produktion von Rotorblättern für Windturbinen eingesetzt, die in einem Windpark im Osten Chinas installiert wurden. Im Geschäftsjahr 2020 erfolgte die anschließende Kommerzialisierung mit ersten Kunden in China, die ihre Produktion auf die neue Polyurethan-Technologie umstellen.

Polycarbonates

Im Segment Polycarbonates (PCS) entwickeln wir neue Stoffe auf Polycarbonat-Basis und neue technologische Lösungen, um die zunehmend komplexen Anforderungen unserer Kunden in den Bereichen Mobilität, Gesundheit und Elektronik / LED-Technologie zu bedienen. Im Wesentlichen geht es hierbei um die Leistungsoptimierung optischer Systeme, die Verbesserung der Sicherheit, Funktionsintegration, Energieeffizienz bzw. Nachhaltigkeit, die Verringerung des Komponentengewichts und die Entwicklung neuer Designoptionen.

Für alle Anwendungsbereiche werden nachhaltige Produkt- und Technologieangebote unter Berücksichtigung der SDGs entwickelt oder sind bereits verfügbar. So sind zahlreiche Produkte auf anteiliger Basis von recycelten Rohstoffen aus verschiedenen Verwertungswegen verfügbar. Darüber hinaus existieren erstmals Produktentwicklungen auf Basis von chemisch recycelten Basischemikalien. Materialzusammensetzungen der Zukunft werden hinsichtlich der Recyclingfähigkeit aller Komponenten und Zusätze optimiert. Unsere Anwendungsentwicklung erarbeitet neben monolithischen Polycarbonat-Lösungen für die Bereiche Automobil, Elektronik und Healthcare, die sich besser recyclen lassen, auch Konzepte zur Verfahrensoptimierung und zur Produktentwicklung, die den Energiebedarf bei der Endverarbeitung reduzieren.

Der Trend zu modernen und integrierten Lichtelementen – ermöglicht durch die LED-Technologie – zieht sich als Leitmotiv durch alle Branchen, besonders im Bereich der Mobilität. Aufgrund der hohen optischen Leistung und thermischen Stabilität sind transparente Polycarbonate der ideale Werkstoff für innovative Lösungen.

Wir richten uns konsequent auf das wachsende Interesse an LED-Technologie im Beleuchtungsmarkt aus. Unsere neu entwickelten Produkte kombinieren hervorragende optische Eigenschaften mit einer außerordentlichen Langlebigkeit. Covestro unterstützt so den Trend hin zu wartungsfreien, nachhaltigen und effizienten LED-Beleuchtungen.

In der Automobilindustrie lässt sich die steigende Zahl von Fahrsicherheitsassistenten, Sensoren und Kamerasystemen mit unseren sensortransparenten Werkstoffen der Marke Makrolon® nahtlos integrieren. Auch die neuen Anforderungen an nachhaltige Elektroantriebe erfüllen wir durch die Entwicklung neuer funktionaler und flammhemmender Produkte, z. B. für die Fertigung von ultraleichten, schlagbeständigen Wabenstrukturen zum Schutz von Batterien, Fahrzeug und Insassen sowie Komponenten der Batteriegehäuse.

Wir haben ein umfassendes Fahrzeuginnenraum-Konzept mit innovativen und funktionalen Materiallösungen auf der weltweit führenden Kunststoffmesse, der „K 2019“ in Düsseldorf, vorgestellt. Dieses Konzept berücksichtigt aktuelle Mobilitätstrends wie autonomes Fahren, Elektroantriebe und Carsharing. Auf der Messe wurden auch neue Anwendungen für Polycarbonate und deren Blends vorgestellt, die beim globalen Ausbau der 5G-Technologie eingesetzt werden können. Zur Erhöhung der öffentlichen Akzeptanz dieser Systeme ist eine nahtlose Integration eines erweiterten Netzes von Antennen und Basisstationen in das zukünftige Stadtbild geplant. Dazu arbeitet Covestro mit Studierenden des Umeå Institute of Design in Umeå (Schweden) und mit der Deutschen Telekom AG, Bonn, an konzeptionellen Entwürfen. Im Rahmen eines Pilotprojekts testeten die Partner kreative Designkonzepte für kleine 5G-Antennen und Basisstationen, ihre Farbanpassung sowie Oberflächenbeschaffenheit. Auch für die an 5G angepasste Smartphone-Herstellung hat Covestro eine mehrlagige Folienlösung auf Basis von Polycarbonat und Polymethylmethacrylat (PMMA) entwickelt. Dank der Innovation und eines neuen Herstellprozesses haben die Rückseiten der Smartphones ein ästhetisches Aussehen wie bei Glas, sind allerdings nicht zerbrechlich.

Für die Elektronikindustrie erfüllt unser neues Produktportfolio die hohen Anforderungen der Kunden an optische und hochglänzende Display-Eigenschaften. Die neuen Materialien ermöglichen es nun, größere Displays mit dreidimensionalem Design zu bauen.

Auch im Bereich der High-Performance-Werkstoffe haben wir uns konsequent weiterentwickelt. Am Standort Markt Bibart betreiben wir die kommerzielle Produktion unserer Endlosfaser-verstärkten Thermoplast-Verbundwerkstoffe (Continuous Fiber-reinforced Thermoplastics, CFRTP), welche unter dem Markennamen Maezio® vertrieben werden. Diese kombinieren die Steifigkeit und Festigkeit von Carbon- oder Glasfasern mit der Mechanik und effizienten Verarbeitbarkeit von Polycarbonat-Harzen. Anwendungen werden somit steifer und leichter, zunehmend stabiler und ästhetisch noch ansprechender. Damit schaffen diese Verbundwerkstoffe neue Designmöglichkeiten für wichtige Industrien wie IT, Mobilität und Konsumgüter.

Coatings, Adhesives, Specialties

Das Segment Coatings, Adhesives, Specialties (CAS) bedient eine Vielzahl von spezialisierten Industrien. Im Berichtsjahr haben wir gemeinsam mit Kunden sowie Partnern bedeutende Innovationen eingeführt und uns dabei auf Effizienz, Nachhaltigkeit und die Förderung unserer Spezialitätenbereiche fokussiert.

Wir haben unser Produktportfolio innovativer Hochleistungsvernetzer der Linie „Ultra“ nochmals weiterentwickelt. Die Produkte zeichnen sich durch einen sehr niedrigen Restmonomergehalt aus und verbessern so die Arbeitsplatzhygiene. Darüber hinaus sind wir an dem Forschungsprojekt „Terminus“ beteiligt, das im Rahmen des EU-Programms „Horizon 2020“ gefördert wird. Dieses hat das Ziel, Multimaterialverpackungen der zugänglich zu machen und so ein sortenreines und damit höherwertigeres Recycling zu ermöglichen.

Zudem hat das Segment CAS ein neues Vorprodukt für emissionsarme wässrige Polyurethan-Möbellacke vorgestellt, das den Trocknungsprozess deutlich beschleunigt. In Zusammenarbeit mit der Firma Hesse Lignal, Hamm, wurde eine umfangreiche Lebenszyklusanalyse durchgeführt. Die CO2-Bilanz der Lackierung mit den wasserbasierten Lacken konnte im Vergleich zu den bisher bekannten Lacken verbessert werden. Wir haben darüber hinaus im Jahr 2020 die Nutzung biobasierter Rohstoffe in unseren Produkten weiter vorangetrieben, um noch mehr Ressourcen einzusparen und die CO2-Bilanz zu optimieren. So haben wir z. B. für die Lackierung vorbeschichteter Stahlbleche (Coil Coatings) einen neuen Lackvernetzer mit etwa 30 % erneuerbarem Anteil entwickelt.

Gemeinsam mit einem Partner haben wir im Bereich Textilbeschichtung atmungsaktives und gleichzeitig wasserabweisendes Kunstleder auf wässriger Basis unter Nutzung von Polyurethan-Dispersionen auf den Markt gebracht. Die von Covestro entwickelte Produktionstechnologie sorgt dafür, dass für die Herstellung beschichteter Textilien bis zu 95 % weniger Wasser und 50 % weniger Energie als im Prozess mit organischen Lösungsmitteln benötigt werden. Die Technologie erhielt aus diesem Grund das „Solar Impulse Efficient Solutions“-Label, eine Auszeichnung für nachhaltige und umweltfreundliche, aber gleichzeitig profitable Lösungen.

Auf dem Gebiet der thermoplastischen Spezialelastomere konnte in Zusammenarbeit mit der RWTH Aachen University ein industrieller Prozess zur Herstellung elastischer Textilfasern auf CO2-Basis entwickelt werden, um so Erdöl als Rohstoff teilweise zu ersetzen. Die Fasern können bspw. für Strümpfe und medizinische Textilien eingesetzt werden und basieren in der Herstellung auf unserem CO2-haltigen Vorprodukt cardyon®. In Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Air Fom, Taichung (Taiwan), konnte eine patentierte Lösung für luftlose Reifen entwickelt werden. Sie basiert auf einem expandierten thermoplastischen Polyurethan (eTPU) von Covestro und umgeht die Nachteile bisheriger Airless-Produkte. Für die Entwicklung wurde Air Fom kürzlich mit der Goldmedaille des renommierten „Edison Award“ in der Kategorie „Transport / Personenmobilität“ ausgezeichnet.

Im Bereich der Elastomere wurden neue Lösungen für den Bedarf an nachhaltigen Produkten in der Bergbauindustrie entwickelt. Derzeit kommen dort Siebe zum Einsatz, die Stahleinlagen enthalten. Sie lassen sich am Ende der Lebensdauer nur schwer aus dem gegossenen Polyurethan-Elastomer entfernen, sodass sie nur mit großem Aufwand recycelt werden können. Das von Covestro entwickelte neue Verbundmaterial ersetzt die Stahlstrukturen in den Sieben und ermöglicht dadurch ein einfacheres Recycling. Die Materialien können so wieder in den Rohstoffzyklus von der Herstellung über die Verwendung bis zur Wiederverwendung eines Kunststoffguts einfließen und helfen, diesen zu schließen.

Darüber hinaus wurde im Bereich Spezialfolien eine Polycarbonat-Folie entwickelt, deren Kohlenstoffgehalt zu mehr als 50 % aus pflanzlicher Biomasse stammt. Im Vergleich zu einer Folie auf petrochemischer Basis ist der CO2-Fußabdruck deutlich geringer. Unter Nutzung von Covestro-Materialien konnte der Konzern Sony Corporation, Tokio (Japan), einen Durchbruch in der Entwicklung von sogenannten Augmented Reality Displays erzielen. Mithilfe einer Fotopolymer-Folie wurde ein innovativer Display-Prototyp produziert, der ein schwebendes Bild innerhalb des 360-Grad-Sichtbereichs projiziert und dabei gleichzeitig hoch transparent ist.

SDGs
Die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen (United Nations Sustainability Goals, SDGs) wurden von allen UN-Mitgliedern ratifiziert und traten am 1. Januar 2016 in Kraft. Sie haben zum Ziel, weltweit die Armut zu bekämpfen, den Planeten zu schützen und Frieden und Wohlstand für alle zu sichern.
SDGs
Die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen (United Nations Sustainability Goals, SDGs) wurden von allen UN-Mitgliedern ratifiziert und traten am 1. Januar 2016 in Kraft. Sie haben zum Ziel, weltweit die Armut zu bekämpfen, den Planeten zu schützen und Frieden und Wohlstand für alle zu sichern.
COVeC-Ansatz
Covestro-Venture-Capital-Ansatz, bei dem Covestro in junge Unternehmen mit innovativen Produkten, Lösungen oder Geschäftsmodellen investiert. Überall dort, wo wir diesen jungen Unternehmen einen Mehrwert bieten können, möchte Covestro aktiv unterstützen.
Kreislaufwirtschaft
Ein regeneratives Wirtschaftssystem, in dem sowohl Ressourceneinsatz, Abfallproduktion, Emissionen als auch Energieverbrauch minimiert werden. Grundlage dafür sind langlebige und geschlossene Material- und Energiekreisläufe.